Organisation
Energieforschung wird in Göttingen als Grundlagenforschung in den Bereichen Energietransformation an Oberflächen und Geowissenschaften sowie als angewandte Forschung zu nachwachsenden Rohstoffen sowie gesellschaftswissenschaftlichen Fragestellungen betrieben. Die Energieforschung in den jeweiligen Disziplinen ist eingebettet in die Instituts-, Departments- und Fakultätsstrukturen sowie die Verbundprojekte eines Graduiertenkollegs und Sonderforschungsbereichs. Die Göttinger Energieforschung soll durch eine Vernetzung im EFZN gebündelt werden und komplementär die Energiefragestellungen des EFZN auf der Seite der Grundlagenwissenschaften sowie der angewandten Forschung mit gesellschaftswissenschaftlichem Schwerpunkt ergänzen.
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Themenschwerpunkte
Die Forschungsthemen der Göttinger Energieforschung ergeben sich aus den langjährigen Aktivitäten in den unterschiedlichen Einrichtungen am Standort. Sie leisten individuelle Beiträge zur Energieforschung und sollen die angewandten Fragestellungen im EFZN von Seiten der Grundlagenforschung mit einem breiten Themen- und Methodenspektrum individuell anknüpfen und ergänzen. Es ist keine thematische Bündelung der individuellen Göttinger Vorhaben zur Energieforschung geplant.
Im Bereich der Molekül- und Materialwissenschaften werden Energiekonversionsprozesse und dynamische Prozesse an Oberflächen auf molekularer Ebene untersucht. Federführend für diesen Bereich vertritt Professor Alec Wodtke (Humboldt Professor an der Fakultät für Chemie und dem MPI für biophysikalische Chemie) die Chemie der Oberflächenprozesse in Hinblick unter anderem auf die Gebiete der heterogenen Katalyse und Photokatalyse, Photovoltaik sowie Brennstoffzellen. Im Zentrum seiner Forschung steht die Untersuchung der Energiekonversion an Oberflächen mit Methoden modernster Laser-, Molekularstrahl- und Ultrahochvakuum-Technologien. Diese Forschung ist eingebettet in das International Center for Advanced Studies of Energy Conversion (ICASEC) sowie den DFG-Sonderforschungsbereich (SFB 1073) „Atomic scale control of energy conversion“, der unter Sprecherschaft von Professor Christian Joos Arbeitsgruppen aus den Fakultäten Chemie und Physik zur Frage der Energiekonversion vereint.
Die energetische Nutzung nachwachsender landwirtschaftlicher und forstlicher Rohstoffe erfordert die Berücksichtigung und Einhaltung von ökonomischen, ökologischen und sozialen Standards. Am Beispiel der landwirtschaftlichen Nutzpflanze Zuckerrübe wird im Institut für Zuckerrübenforschung an der Universität Göttingen unter Leitung von Professor Bernward Märländer deren Potential zur Energiegewinnung untersucht, um die starke Fokussierung auf Mais, dessen regional hohe Anbaukonzentration ökologische Nachteile birgt und eine oft nur geringe gesellschaftliche Akzeptanz hat, zu überwinden. Aus der Bewertung des Leistungspotenzials von Zuckerrüben für die energetische Nutzung sollen spezifische Zuchtziele abgeleitet werden. Anforderungen an das Produktionssystem, einschließlich betriebswirtschaftlicher Gesichtspunkte werden ermittelt sowie eine Technikfolgenabschätzung unter ökologischen und ökonomischen Gesichtspunkten im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung durchgeführt. Weitere Beteiligte an diesem Forschungsschwerpunkt sind Professor Ludwig Theuvsen (Fakultät für Agrarwissenschaften), Professor Johannes Isselstein (Zentrum für Biodiversität und Nachhaltige Landnutzung) sowie Professor Hans Ruppert vom Interdisziplinären Zentrum für Nachhaltige Entwicklung und Professor Norbert Lamersdorf (Fakultät für Forstwissenschaften und Waldökologie). Die ganzheitliche Herangehensweise hat zum Ziel, Handlungsempfehlungen im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung des Biomasseanbaus zu formulieren. Bei diesem Vorhaben ergeben sich sehr gute Vernetzungsmöglichkeiten für die beteiligten Arbeitsgruppen mit produktionstechnischem, ökonomischem und ökologischem Bezug.
Die Energieforschung im Bereich der Hydrogeologie von Georeservoiren wird von Professor Martin Sauter (Fakultät für Geowissenschaften und Geographie) koordiniert. In der angewandten Geologie werden Strömungs-, Wärme-, Stofftransport- sowie geomechanische Prozesse in tiefen Georeservoiren untersucht mit dem Ziel, deren Speichervermögen für Fluide (Kohlenwasserstoffe, CO2 etc.) sowie deren Energieinhalt (Wärme) zu quantifizieren und zukünftige Systemzustände unter operativen Nutzungsbedingungen zu prognostizieren. In diesem Zusammenhang wurde ein Großgeräteantrag zur Förderung einer großskaligen Triaxialpresse zur Untersuchung des Verhaltens von großskaligen geklüfteten Gesteinsproben unter Reservoirbedingungen (bis 200 Grad Celsius, 120 MPa) positiv beschieden (Investitionsvolumen circa zwei Millionen Euro).
Unter dem Begriff „gesellschaftswissenschaftliche Energieforschung“ kann die Querschnittsforschung aus den Bereichen Wirtschafts-, Sozial- und Rechtswissenschaften zusammengefasst werden. Ein thematischer Schwerpunkt der Göttinger Wissenschaftler ist die interdisziplinäre Erforschung dezentraler Energieerzeugung aus regenerativen Quellen, wie es im DFG-Graduiertenkolleg 1703: „Ressourceneffizienz in Unternehmensnetzwerken“ unter Sprecherschaft von Professor Jutta Geldermann (Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät) deutlich wird. Potenziale für Verbundprojekte im EFZN werden aufgrund der Komplementarität der Expertise gesehen, indem ergänzend zu agrar-, ingenieur- und naturwissenschaftlichen Aspekten primär sozialwissenschaftliche, psychologische, ökonomische und juristische Fragestellungen bearbeitet werden. Als beteiligte Wissenschaftler für diese Bereiche sind Professor Lutz Kolbe (Wirtschaftsinformatik), Professor Kilian Bizer (Institutionenökonomik, Umwelt- und Regionalökonomik) sowie Professor Thomas Mann und Professor Peter-Tobias Stoll zu nennen, die das Verwaltungsrecht beziehungsweise Internationales Wirtschaftsrecht und Umweltrecht vertreten.