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Hannover. „Achtung Baustelle!“ verkündete ein Transparent auf der Bühne des Alten Rathauses in Hannover, als dort am 2. und 3. November 2021 die 13. Niedersächsischen Energietage (NET) stattfanden. Im Mittelpunkt stand das Thema „Die niedersächsische Wirtschaft auf dem Weg zur Klimaneutralität – Herausforderungen der Transformation“. Unter Anwendung der 2-G-Regelung diskutierten etwa 160 Vertreter*innen aus Wissenschaft, Gesellschaft, Politik und Wirtschaft in Präsenz auf der vom Energie-Forschungszentrum Niedersachsen (EFZN) ausgerichteten Tagung konkrete nächste Schritte der Transformation des Energiesystems. Denn: Ziele allein mindern keine Treibhausgase.

Ohne eine umfassende Dekarbonisierung der Wirtschaft wird Deutschland seine selbstgesteckten Klimaziele nicht erreichen können. Staatssekretär Dr. Berend Lindner, der stellvertretend für Niedersachsens Minister für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung Dr. Bernd Althusmann die Tagung eröffnete, stellte daher in seinem Begrüßungsvortrag heraus: „Während in der Vergangenheit fossile Energieträger eingesetzt wurden, werden diese im Rahmen des Transformationsprozesses sukzessive ersetzt werden müssen: vor allem durch elektrische Energie und Wasserstoff. Der laufende Transformationsprozess braucht dabei vorausschauende Politik und klare Regeln.“ Diese Forderung wurde seitens des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz durch Staatssekretär Frank Doods im Rahmen der Abschlussdiskussion bestärkt. Unter der Fragestellung „Die Ziele sind klar! Die Zeit ist knapp! Wer muss jetzt was tun?“ fand diese am zweiten Veranstaltungstag mit einem hochrangig besetzten Podium und unter Einbeziehung des Publikums statt. „Wir müssen Glaubwürdigkeitsverluste vermeiden durch immer neue Ziele. Wir müssen Richtungsentscheidungen treffen, und damit auch für mehr Planungssicherheit sorgen“, so Staatssekretär Doods.

Dass dabei die von Professor Berthold Vogel, Direktor des Soziologischen Forschungsinstituts Göttingen (SOFI) und EFZN-Vorstandsmitglied, in seinem Vortrag aufgezeigten „gesellschaftlichen Fliehkräfte“ nicht außer Acht gelassen werden dürften, forderte auch die Fridays for Future-Aktivistin Emily Karius: „Die Klimakrise ist vor allem eine riesige Gerechtigkeitskrise. Wir müssen beides gemeinsam denken und für beide Aspekte gemeinsam Lösungen finden.“ Politik müsse dabei wieder mehr gestalten, statt nur zu verwalten, so die Göttinger Studentin. Rainer Baake, Direktor der Stiftung Klimaneutralität, ergänzte: „Wir müssen erklären, dass Klimaneutralität einen vollständigen Umstieg von Kohle, Erdöl und Erdgas zu Effizienz und erneuerbaren Energien bedeutet. Bei dieser großen Transformation muss es gerecht zugehen. Sonst wird dieses Projekt scheitern.“

Die Industrie stehe dem Transformationsprozess grundsätzlich aufgeschlossen gegenüber, wie der Geschäftsführer des VEA Bundesverbandes der Energie-Abnehmer e.V. im Rahmen der Abschlussdiskussion erklärte. Die mittelständischen Unternehmen nähmen die Aufgabe der Transformation des Energiesystems an und wollten sie umsetzen, so Christian Otto. „Was jetzt noch fehlt, sind konkrete technische Lösungen – und ein Masterplan, der die Richtung vorgibt.“ Der Vorstandsvorsitzende der Salzgitter AG, Gunnar Groebler, nutzte das Bild eines fahrenden Zuges, um die Motivation seines Unternehmens für Innovationen zu verdeutlichen: „Man kann sich als Industrie-Unternehmen an die Spitze des Wandels stellen, um ihn aktiv mitzugestalten. Wenn man nicht vorne auf dem Zug mit dabei ist, fährt man im letzten Waggon, wenn man es denn überhaupt noch schafft, auf den Zug aufzuspringen.“

Stellvertretend für das 11-köpfige Programmkomitee, in dem Vertreter*innen aus Ministerien, Wirtschaft und Wissenschaft gemeinsam die 13. NET geplant haben, zeigte sich EFZN-Vorstandssprecher Professor Richard Hanke-Rauschenbach in seinem Schlusswort zufrieden mit der Veranstaltung. Das Thema habe wieder gezeigt, dass die Transformation zur Klimaneutralität nur disziplinübergreifend angegangen werden könne. Daher seien Veranstaltungen wie die NET extrem wichtig, um den dafür erforderlichen Diskurs immer wieder anzufachen. Als dauerhafte Kommunikations-, Kooperations- und Vernetzungsplattform auf der großen „Baustelle Transformation des Energiesystems“ einen Beitrag beim Brückenschlag hin zur Klimaneutralität zu leisten, sei fest im Leitbild des EFZN verankert.

Die ausführlichen Ergebnisse und Empfehlungen der Expert*innen der 13. Niedersächsischen Energietage können wie bereits in den Vorjahren in der Ergebnisbroschüre nachgelesen werden. Diese sowie die freigegebenen Vortragsfolien finden Sie hier >

 

Kontakt:

Dr. Diana Schneider

Energie-Forschungszentrum Niedersachsen (EFZN)                                

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

E-Mail: diana.schneiderefznde

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"Achtung Baustelle!" Bild: © Tanja Föhr
Staatssekretär Dr. Berend Lindner eröffnete stellvertretend für den Schirmherrn der 13. NET, Niedersachsens Minister für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung Dr. Bernd Althusmann, die Tagung. Foto: © EFZN
NET 2021 (von links): Dr.-Ing. Johannes Schmiesing (Avacon Netz GmbH), Professor Richard Hanke-Rauschenbach (Leibniz Universität Hannover und EFZN), Torsten Seemann (Siemens Energy), Staatssekretär Dr. Berend Lindner (Niedersächsisches Wirtschaftsministerium), Dr. Wolfgang Dietze (EFZN), Ralph Schaper (Salzgitter Flachstahl GmbH). Foto: © www.diedrehen.de
Etwa 160 Teilnehmer*innen aus Wissenschaft, Gesellschaft, Politik und Wirtschaft diskutierten auf den 13. NET. Foto: © www.diedrehen.de