Dr.-Ing. Stephan Tenge

Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats des EFZN seit April 2018

Herr Dr.-Ing. Tenge, Sie begleiten das EFZN nun ja schon seit der organisatorischen Weiterentwicklung in ein gemeinsames wissenschaftliches Zentrum der Universitätsstandorte Braunschweig, Clausthal, Göttingen, Hannover und Oldenburg. Wie würden Sie die Entwicklung des EFZN in den letzten Jahren beurteilen?

„Mit der Vernetzung der fünf Universitätsstandorte hat sich das EFZN in den letzten Jahren zu einer führenden Forschungs- und Kommunikationsplattform für Energie in Norddeutschland entwickelt. Durch die Erleichterung des interdisziplinären und fakultätsübergreifenden Austauschs von Know-how über diese Plattform entstehen im Zusammenspiel von Wissenschaft, Politik und Wirtschaft innovative Lösungen für die Gestaltung der Energiezukunft. Wir brauchen diese Form der Zusammenarbeit, um die Herausforderungen der nächsten Jahre gemeinsam erfolgreich angehen zu können.“

Dr.-Ing. Stephan Tenge (zum Zeitpunkt des Interviews Mitglied des Vorstands bei der Avacon AG). Foto: © Privat

Spätestens seit der Klimaschutzgesetz-Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts im Frühjahr 2021 und der daraus folgenden Verschärfung der Klimaschutzvorgaben ist die Dynamik der Transformation des Energiesystems nochmals verstärkt worden. Welche Rolle kommt in diesem Transformationsprozess – insbesondere aus Ihrer Sicht als Vorstandsmitglied der Avacon AG – der Wissenschaft zu?

„Mit der Transformation des Energiesystems stehen wir vor einer sehr vielschichtigen Generationenaufgabe, die nur mit neuen Denkansätzen und innovativen Lösungen erfolgreich bewältigt werden kann. Der lebendige Austausch und die Kooperation zwischen den Hochschulen und Fakultäten trägt – im Zusammenspiel mit dem Input aus Politik und Wirtschaft – wesentlich dazu bei, zu neuen Lösungen und Anwendungen zu kommen. Das gilt sowohl für die Forschung zu grundlegenden Fragestellungen als auch für die praxisbezogene Forschung mit konkreten Aufgabenstellungen. Aus Sicht der Wirtschaft erhoffen wir uns, dass die Wissenschaft als Impulsgeber neue Entwicklungen wesentlich mit vorantreibt.“

Wo sehen Sie Entwicklungspotentiale für das EFZN, die Sie im Wissenschaftlichen Beirat vorantreiben möchten?

„Eine große Stärke des EFZN liegt in der übergreifenden und umfassenden Betrachtung von Problemstellungen – nicht nur über Universitäts- und Fakultätsgrenzen hinweg, sondern auch im engen Austausch mit Politik und Wirtschaft. Aus meiner Sicht kann diese Vernetzung noch stärker ausgebaut werden. Für die Entwicklung neuer Lösungen bedarf es eines offenen und transparenten Dialogs über Grenzen hinweg. In diesem Zusammenhang und in seiner Rolle als Austauschplattform von Know-how kann das EFZN in Zukunft wesentlich dazu beitragen, die Innovationskraft in der Region zu stärken und den (Energie-) Wirtschaftsstandort Niedersachsen zu einem Motor für Norddeutschland zu entwickeln – beispielsweise im Hinblick auf den Ausbau der Wasserstoffinfrastruktur, die für Niedersachsen eine besondere Rolle spielen wird. Gleichzeitig liegt eine besondere Herausforderung in Niedersachsen darin, große Mengen erneuerbarer Energien ins intelligente Stromnetz zu integrieren und in der Bevölkerung für die Akzeptanz von Bauvorhaben zu werben. Diese Themenfelder sind eng miteinander verknüpft und können kaum losgelöst voneinander betrachtet werden. Insofern sind übergreifende Lösungsansätze erstrebenswert.“

(Quelle: Interview veröffentlicht im EFZN-Jahresbericht für die Jahre 2020/2021)