Feedback mit System für die Energieforschung
Erster Testlauf für das Veranstaltungsformat „Sounding Board“, das zielgerichtet Feedback für laufende efzn-Forschungsvorhaben erfasst.
Energieforschung anwendungsnah und transferorientiert gestalten – das ist ein Kernziel des efzn‑Forschungsprogramms „Transformation des Energiesystems Niedersachsen“ (TEN.efzn). Ein zentrales neues Werkzeug dafür ist das „Sounding Board“ (deutsch: Resonanzraum). In einem strukturierten Workshop werden dabei Forschungsansätze und erste Ergebnisse aus laufenden Forschungsprojekten mit ausgewählten Expert:innen aus allen Bereichen der Gesellschaft diskutiert. Rückmeldungen werden systematisch erfasst, aufbereitet und in die weitere Forschungsarbeit zurückgespielt – für einen frühen Realitätscheck und konkrete Impulse aus der Praxis. Das im Transferbereich des TEN.efzn konzipierte Format konnte nun in Berlin einem ersten Praxistest unterzogen werden.
Erster Praxistest des Resonanzraums
Am 23. Oktober 2025 kamen in der Vertretung des Landes Niedersachsen beim Bund in Berlin über 20 Stakeholder aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik, Behörden und Zivilgesellschaft zusammen, um gemeinsam mit den beteiligten Wissenschaftler:innen gesellschaftsübergreifend über das niedersächsische Forschungsprojekt SCOPE.efzn zu sprechen und es im „Sounding Board“-Format zu reflektieren. Das noch bis Juni 2026 laufende Vorhaben SCOPE.efzn untersucht Szenarien der Energiewende mit dem Ziel, Handlungsoptionen für aktuelle energiepolitische Entscheidungsprozesse aufzuzeigen.
Im Rahmen eines mehrstündigen, strukturierten Arbeitsprozesses hatten die aus dem gesamten Bundesgebiet stammenden Teilnehmenden die Gelegenheit, das Forschungsvorhaben genauer kennenzulernen und in konzentrierter Workshop-Atmosphäre ihre Perspektive auf verschiedene Aspekte des Projekts mit den Forschenden zu teilen.
„Das Format ‚Sounding Board‘ erfasst unterschiedliche Blickwinkel auf ein Forschungsvorhaben in einem intensiven und gesteuerten Austausch. Es soll letztlich dabei helfen, die Forschungsarbeit für die schnelle Transformation unseres Energiesystems praxis- und anwendungsorientierter zu machen“, erläutert Dr. Wolfgang Dietze, efzn-Geschäftsführer und Sprecher des Transferbereichs im Forschungsprogramm TEN.efzn. „Wir werden den Mehrwert des Formats sowohl für unsere Forschenden als auch für den Ergebnistransfer genau evaluieren und nach diesem erfolgreichen Testlauf das Format noch weiter ausarbeiten.“
Ein neues Werkzeug für transdisziplinäre Forschung im efzn-Repertoire
Das „Sounding Board“ soll insbesondere für die Arbeit im Forschungsprogramm TEN.efzn als festes Werkzeug etabliert und regelmäßig durchgeführt werden. Aber auch für andere Vorhaben in der niedersächsischen Energieforschung soll es einen Mehrwert bieten.
„Mit dem ‚Sounding Board‘ bieten wir für die transdisziplinäre Energieforschung ein wirklich gewinnbringendes intersektionales und partizipatives Format an“, erläutert Alexandra Berndt vom efzn-Think Tank (Science-Policy-Schnittstelle), die das Format maßgeblich konzipiert hat. „Als Wissenschaftler:in hat man selten die Gelegenheit, Feedback in so konzentrierter Form für die eigene Arbeit zu erhalten – und erst recht nicht von so vielen unterschiedlichen Stakeholdern der Energiewende. Wir hoffen, dass das Format für viele unserer Forschenden und für die Energieforschung in Niedersachsen insgesamt von großem Nutzen sein wird.“
Über das Forschungsprojekt SCOPE.efzn
Damit Deutschlands Energiesystem bis 2045 klimaneutral werden kann, müssen insbesondere die Rahmenbedingungen stimmen. In einem laufenden Forschungs- und Transferprojekt untersuchen niedersächsische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler daher verschiedene Szenarien der Energiewende mit dem Ziel, Handlungsoptionen für aktuelle energiepolitische Entscheidungsprozesse aufzuzeigen.
In den letzten Jahren wurde eine beträchtliche Anzahl von wissenschaftlichen Szenarien und Leitstudien zur Energiewende in Deutschland veröffentlicht. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen weichen zum Teil stark voneinander ab. Grund dafür ist, dass die jeweils zugrundeliegenden Energieszenarien auf unterschiedlichen Annahmen über zukünftige technologische, politische und wirtschaftliche Entwicklungen im Energiesystem beruhen. Zusätzlich kommen vielfältige Methoden zur Modellierung zum Einsatz.
Daraus ergibt sich ein sehr uneinheitliches Bild, wie die Transformation des Energiesystems zur Erreichung der Klimaneutralität bis 2045 umgesetzt werden könnte. Das Forschungsprojekt SCOPE.efzn hat das Ziel, diese Leitstudien einzuordnen, Orientierung zu schaffen und so Handlungsmöglichkeiten für energiepolitische Entscheidungsprozesse aufzuzeigen. Das Projekt analysiert dabei auch bisher nicht berücksichtigte Faktoren und Systemparameter in einer eigenen szenariobasierten Sensitivitätsrechnung.
Unter dem Dach des Energie-Forschungszentrums Niedersachsen (efzn) sind Forschende des DLR-Instituts für Vernetzte Energiesysteme, des Instituts für Festkörperphysik der Leibniz Universität Hannover und des Instituts für Solarenergieforschung in Hameln (ISFH) an SCOPE.efzn beteiligt. Das Niedersächsische Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz hat das Vorhaben ins Leben gerufen, das noch bis Juni 2026 läuft.
Zur Pressemitteilung des Ministeriums über SCOPE.efzn (3.11.2025)
Dr. Raphael Niepelt (ISFH/LUH) spricht beim Teach-in zum Auftakt des Sounding Boards über die wesentlichen Ziele und Methoden des Forschungsvorhabens. Foto: © efzn
Dr. Raphael Niepelt (ISFH/LUH) und Dr. Tobias Naegler (DLR-Institut für Vernetzte Energiesysteme) im Gespräch mit Moderator Felix Rundel. Foto: © efzn