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1. Nds. Wärmepumpentag: Mehr Wärmepumpen sind nötig und machbar!

 

Hannover. Der 1. Niedersächsische Wärmepumpentag sendet ein starkes Signal für den Ausbau der Wärmepumpe in Niedersachsen. Umweltminister Olaf Lies, die Referenten und die über 300 Teilnehmenden waren sich einig, dass die Technik, das Know-How und auch das Interesse der Verbraucher und Verbraucherinnen für die Wärmepumpe da seien. Nun komme es darauf an, Planungssicherheit für Investoren und private Hauseigentümer und -eigentümerinnen zu schaffen, eine verlässliche Förderung sicherzustellen und das Handwerk bei der Suche nach Fachkräften zu unterstützen. Organisiert wurde der Wärmepumpentag vom Energie-Forschungszentrum Niedersachsen (EFZN), dem Institut für Solare Energieforschung Hameln (isfh), der Leibniz Universität Hannover sowie der Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen.

In seinem Impulsvortrag unterstrich Umwelt- und Energieminister Olaf Lies die Bedeutung der Wärmepumpe für das Gelingen der Energiewende „Die Wärmepumpe ist das zentrale Instrument, um den Gebäudebestand langfristig klimaneutral zu bekommen. Dabei sollten wir den Fokus auf die älteren Bestandsgebäude richten, denn hier können mit einem Umstieg von fossilen Heizungen auf eine Wärmepumpe die meisten CO2-Einsparungen erzielt werden. Daher ist es auch wichtig, die Wärmewende im Gebäudebereich ganzheitlicher zu betrachten – weg von der Energiebilanz hin zu einer echten Klimabilanz.“

Dr. Martin Sabel vom Bundesverband Wärmepumpe unterstrich die Bedeutung der älteren Ein- bis Zweifamilienhäuser für eine erfolgreiche Umsetzung der Wärmewende im Gebäudebereich. Denn trotz eines deutlichen Anstiegs im Jahr 2020 würden jährlich nur knapp 10 Prozent der älteren Gebäude bei einer Heizungssanierung mit einer Wärmepumpe ausgestattet. Das heißt im Umkehrschluss: Der Großteil aller Heizungssanierungen manifestiert einen Weiterbetrieb mit Öl und Gas für viele Jahre!

An dieser Stelle ist deutlich mehr Information und Kommunikation mit den Verbraucherinnen und Verbrauchern nötig, um ihnen die Vorteile eines Umstiegs von fossilen Energieträgern auf eine Wärmepumpe zu erläutern. Dr. Reinhard Loch von der Verbraucherzentrale NRW konnte ein deutlich gestiegenes Interesse der Hauseigentümerinnen und -eigentümer feststellen, welche sich in Zugriffszahlen auf der Internetseite, bei den Beratungsanfragen, aber auch in Beiträgen der lokalen Medien widerspiegele. Dennoch gäbe es auch Zurückhaltung u.a. wegen aktuell noch hoher Anschaffungskosten und der Frage, ob das eigene Haus für eine Wärmepumpe geeignet sei.

Die Frage der Kosten griff auch Umweltminister Lies auf: „Wir brauchen eine andere Betrachtung der Kosten. Richtig ist: Die Anschaffungskosten liegen bei der Wärmepumpe höher als bei anderen Heizsystemen. Aber wesentlicher für die Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer sind doch die langfristigen Betriebskosten und da hat die Wärmepumpe einen klaren Wettbewerbsvorteil – und ökologisch sowieso!“

Ein weiterer Hemmschuh für den verstärkten Einbau von Wärmepumpen war nach Meinung der verschiedenen Referenten auch der Fachkräftemangel im Handwerk. Hierzu konnte Dr. Frank-Peter Ahlers von der Handwerkskammer Hannover einige Einblicke liefern – insbesondere, dass aktuell eine deutschlandweit angelegte, kreative Werbekampagne gestartet sei. Es ginge aber auch um mehr als nur einen Job mit möglichst guter Bezahlung. Wertschätzung und fortlaufende Weiterbildung wären zentrale Bedingungen, um junge Menschen in das Fachhandwerk zu bekommen und dort zu halten.

Umweltminister Lies unterstrich diese Wahrnehmung: „Die Fridays for Future Bewegung hat sehr viele junge Menschen auf die Straße gebracht und das Thema Klimaschutz auf die gesellschaftliche und politische Agenda gesetzt. Die Frage ist nun: Wie schaffen wir es, diese jungen Leute auch für den nächsten Schritt, für den praktischen Klimaschutz zu gewinnen. Wir müssen vermitteln, dass ein Beruf im Handwerk gelebter Klimaschutz ist, dass diese Berufe ein positives, vielleicht sogar ein cooles Image haben.“

Für Hiram Kahler vom Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft in Niedersachsen und Bremen ist der Fachkräftemangel ebenfalls ein wichtiges Thema, er untermauerte zudem die Eingangsthese, dass das Hauptaugenmerk bei der Verbreitung der Wärmepumpe auf den Ein- und Zweifamilienhäusern liegen könnte. Zwar seien 94 Prozent der Gebäude der Wohnungswirtschaft vor 1990 erbaut, aber rund 75 Prozent davon zumindest teilweise bis vollständig energetisch optimiert und modernisiert.

Zum Abschluss der Impulsvorträge skizzierte Friedrich Lutz Schulte vom Bundesverband der Gas- und Wasserwirtschaft (bdew) Szenarien einer klimaneutralen Wärmeversorgung. Er sah die Wärmepumpe hier als Schlüsseltechnologie zur Hebung der Umweltwärmepotenziale. Wichtig seien zugleich die konsequente Dekarbonisierung des Strommixes sowie die Verstetigung der Förderprogramme, um langfristige Investitionssicherheit zu bieten.

Die anschließende Podiumsdiskussion beschäftigte sich mit der Frage, wie bis zum Jahr 2030 insgesamt 500.000 Wärmepumpen in Bestandsgebäuden in Niedersachsen installiert werden können. Am Nachmittag ergänzten Beispiele aus der Praxis sowie aktuelle Berichte aus der Forschung den ersten Teil.

Organisiert wurde der Wärmepumpentag vom Energie-Forschungszentrum Niedersachsen (EFZN), dem Institut für Solare Energieforschung Hameln (isfh), der Leibniz Universität Hannover sowie der Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen.  Die Veranstalter sind Mitbegründer der Wärmepumpen-Initiative Niedersachsen.

Hintergrund: Wärmepumpen-Initiative Niedersachsen

Die Wärmepumpen-Initiative Niedersachsen (WIN) will den Austausch und die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Praxis verbessern. Das Hauptaugenmerk liegt darauf, neue Erkenntnisse zu gewinnen und Fachwissen zu verbreiten. Der Gründungskreis der Wärmepumpen-Initiative Niedersachsen besteht aus vier Partnerorganisationen.

Das Netzwerk soll aber durch Aufnahme neuer Partner aus der ganzen Bandbreite der Aktivitätskette wachsen wie z.B. Hersteller von Wärmepumpen und Systemkomponenten, dem Handwerk, Planer und Energieberaterinnen, der Wohnungs- und Bauwirtschaft, Wärmelieferanten und Energieversorger, Transfer- und Beratungseinrichtungen sowie Verbände, Politik, Verwaltung und Wissenschaft. Weitere Informationen zur Wärmepumpen-Initiative Niedersachsen

 

Pressekontakt und Pressefotos:
Christoph Linden
Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen GmbH
Osterstr. 60, 30159 Hannover
Tel: 0511 897039-17
christoph.linden@klimaschutz-niedersachsen.de

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1. Niedersächsischer Wärmepumpentag: Mehr Wärmepumpen sind nötig und machbar! Foto: KEAN/Pucknat