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Dr. Martin Kleimaier, VDE/ETG, und Dr. Jens zum Hingst, CUTEC/EFZN, eröffneten die 4. Dialogplattform Power-to-Heat.


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Jury und Preisträger der Posterprämierung (von links): Professor Christoph Pels Leusden, Beuth-Hochschule für Technik Berlin, Dr. Martin Kleimaier, VDE/ETG, Ann-Kathrin Fries, TU Clausthal, Sebastian Georgi, TU Berlin, Dr. Jens zum Hingst, CUTEC/EFZN, Dr. Thomas Benz, VDE/ETG.


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Leitete die Podiumsdiskussion: EFZN-Professor Richard Hanke-Rauschenbach, LUH.

In der Niedersächsischen Landesvertretung beim Bund fand am 11. und 12. Mai 2018 die 4. Dialogplattform Power-to-Heat statt. Das Energie-Forschungszentrum Niedersachsen (EFZN) veranstaltete die Tagungsreihe auch in 2018 gemeinsam mit der Energietechnischen Gesellschaft (ETG) im Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik (VDE). Die wissenschaftliche Organisation oblag auf Seiten des EFZN Dr. Jens zum Hingst vom CUTEC Forschungszentrum der TU Clausthal.

Rund 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Wissenschaft, Wirtschaft, Behörden und Politik kamen im Rahmen der Tagung miteinander ins Gespräch. Angeregt durch mehr als 20 Vorträge und eine breit angelegte Posterausstellung fand ein intensiver Austausch über wissenschaftliche Fragestellungen, technische Neuerungen und reale Erfahrungen mit bestehenden Power-to-Heat-Anlagen statt. Die Notwendigkeit der Anpassung des regulatorischen Rahmens, insbesondere von § 13 Absatz 6a Energiewirtschaftsgesetz (EnWG), wurde mehrfach in den Vorträgen thematisiert. Auch die Wirtschaftlichkeit hybrider Wärmeversorgung sowie die Rolle bivalenter Power-to-Heat-Anlagen im zukünftigen Energieversorgungssystem waren in verschiedenen Vorträgen Gegenstand der Diskussion. Projektergebnisse und Erprobungen in Form von Feldtests gaben einen Überblick über bereits realisierte technische Möglichkeiten.

Die ausgestellten Poster wurden dem Plenum von den Autoren in kurzen dreiminütigen Vorträgen erläutert und in den extra verlängerten Veranstaltungspausen intensiv diskutiert. Ausgezeichnet für die besten Poster wurden am Ende der Tagung Ann-Kathrin Fries von der TU Clausthal – mit ihrem Poster zum Thema „Nutzung von PV-Energie für den Eigenbedarf von Wärmepumpen und Nachtspeicherheizungen“ – und Sebastian Georgi von der TU Berlin, der ein Poster zum Thema „Optimierter Betrieb eines Wärmenetzes mit Power-to-Heat-Anlagen und Wärmepumpen zur Integration von Windenergie“ vorstellte.

Am Abend des ersten Konferenztages veranstaltete das Land Niedersachsen unter Moderation von EFZN-Professor Richard Hanke-Rauschenbach, Institut für elektrische Energiesysteme der Leibniz Universität Hannover, eine Podiumsdiskussion „Politik trifft Wirtschaft und Wissenschaft“ rund um das Thema regulatorische Rahmenbedingungen bei der Sektorenkopplung und notwendige zukünftige Entwicklungen.

Aus Sicht von Frank Doods, Staatssekretär im Niedersächsischen Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz, sollte die Diskussion über eine CO2-Besteuerung intensiviert und die einseitige Belastung des Stromverbrauchs mit Abgaben und Umlagen verringert oder ganz abgebaut werden. Niedersachsen habe sich auf der Umweltministerkonferenz Juni 2018 mit einigen anderen Ländern dafür eingesetzt, dass die Bepreisung von Treibhausgasemissionen in allen Sektoren zukünftig als ein zusätzlicher Bestandteil eines Mixes von klimapolitischen Instrumenten berücksichtigt werde, stellte der Staatssekretär heraus.

Die übrigen Diskutanten waren die Energiepolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen Dr. Julia Verlinden, Robert Hinterberger von der NEW ENERGY Capital Invest GmbH, Austria, Professor Martin Neumann, Energiepolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, und Dr. Stephan Tenge, Mitglied des Vorstandes der Avacon AG und Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirates des EFZN. Dieser merkte kritisch an: „Im Wärmemarkt besteht, verglichen mit dem Stromsektor, hinsichtlich der Erreichung der Klimaschutzziele noch erheblicher Nachholbedarf. Diesen allerdings allein über P2H realisieren zu wollen wird schwierig, da hierfür auf absehbare Zeit die Ökostrom-Erzeugungskapazitäten und vor allem die Speicherkapazitäten für die Erzeugungsschwankungen nicht ausreichen. Für das Lastmanagement im Stromnetz wiederum wäre Power-to-Heat eine interessante und nützliche Option.“

Am Ende der Tagung bestand unter den Anwesenden Einigkeit über die Wichtigkeit des disziplinübergreifenden Austausches zwischen Wirtschaft, Fachbehörden, Politik und Wissenschaft. Dr. Jens zum Hingst betonte diesbezüglich in seinem Schlusswort: „Die positiven Rückmeldungen zu Vorträgen und Postern sowie in Aussicht gestellte Ergebnisse laufender Projekte unterstreichen die Notwendigkeit zur Weiterführung einer solchen Dialogplattform.“. Die Vorträge und Postervorstellungen hätten einerseits vielversprechende technische Ansätze zur Nutzung von Power-to-Heat-Konzepten dargestellt. Andererseits sei mehrfach der unzureichende regulatorische Rahmen kritisiert worden, der einer Umsetzung vieler dieser innovativen Konzepte derzeit noch im Wege stehe.

Die freigegebenen Vorträge finden Sie auf der Homepage des VDE.