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Göttingen. Am 18. und 19. Mai nahmen mehr als 150 Teilnehmer an der nunmehr 8. Göttinger Tagung zu aktuellen Fragen zur Entwicklung der Energieversorgungsnetze teil, die das Energie-Forschungszentrum Niedersachsen (EFZN) jährlich in Kooperation mit der Bundesnetzagentur veranstaltet. Die Vertreter von Unternehmen, Verbänden, Beratern, Behörden und Wissenschaft diskutierten in der Paulinerkirche Göttingen zwei Tage lang zum Thema: „Systemdienstleistungen für das Stromnetz bis 2030 – die Rolle von Kleinanlagen und Erneuerbare Energie-Anlagen“.

Die Energiewende verändert das Stromsystem in Deutschland grundlegend. Bis zum Jahr 2035 soll der Anteil der erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch auf 55 bis 60 Prozent erhöht werden, bis zum Jahr 2050 auf mindestens 80 Prozent. Die letzten Atomkraftwerke werden im Jahr 2022 vom Netz gehen. Damit muss nicht nur die Energiemenge ersetzt werden, die durch konventionelle Kraftwerke zur Verfügung gestellt wurde. Auch die bislang durch konventionelle Großkraftwerke erbrachten Leistungen für einen sicheren Betrieb des Stromversorgungssystems müssen zukünftig verstärkt durch dezentrale Anlagen, vor allem zur Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien, übernommen werden. Diese Systemdienstleistungen dienen u.a. der Frequenz- und Spannungshaltung, der Betriebsführung z.B. bei Netzengpässen und erforderlichenfalls auch dem Versorgungswiederaufbau.

Die diesjährige Göttinger Energietagung betrachtete vor allem die Rolle von Windenergieanlagen, Photovoltaikanlagen sowie Speicheranlagen, insbesondere Batteriespeichern. Als ein wesentliches Ergebnis der Plenarvorträge und Fachforen kann festgehalten werden, dass aus technischer Sicht diese Anlagen über sehr gute Möglichkeiten zur Erbringung von Systemdienstleistungen verfügen. Um die technischen Möglichkeiten von Kleinanlagen nutzen zu können, lassen sich diese in sogenannte virtuelle Kraftwerke zusammenfassen. Da Kleinanlagen auf den unteren Netzebenen angeschlossen sind, verändert sich auch die Rolle der Verteilernetzbetreiber gegenüber der früheren Situation, in der konventionelle Großkraftwerke überwiegend an das Höchstspannungs-Übertragungsnetz angeschlossen waren. In die Betrachtung einbezogen wurde auch der rechtliche Rahmen, einschließlich der Vorgaben des europäischen Netzkodex „Requirements for Generators“.

Das EFZN führte die Veranstaltung erstmals auf Grundlage seiner neuen Organisationsstruktur als gemeinsames wissenschaftliches Zentrum der Universitäten Braunschweig, Clausthal, Göttingen, Hannover und Oldenburg durch. Die Begrüßung der Teilnehmer übernahm Professor Carsten Agert, stellvertretender Vorstandssprecher des EFZN und Leiter des Forschungszentrums NEXT ENERGY aus Oldenburg. Dieser leitete im weiteren Verlauf der Veranstaltung zudem ein Fachforum zur Rolle von Batteriespeichern im Bereich der Systemdienstleistungen. Aus dem EFZN-Kreis des Weiteren vertreten war Professor Bernd Engel, Institut für Hochspannungstechnik und Elektrische Energieanlagen (elenia), TU Braunschweig, mit einem Fachforum zu den Möglichkeiten von Photovoltaikanlagen bei der Erbringung von Systemdienstleistungen.
Die Veranstalter konnten nach den zwei Tagen wieder ein sehr positives Fazit ziehen. „Auch in diesem Jahr ist es gelungen, ein aktuelles Thema der Energieversorgung unter Mitwirkung hochqualifizierter Referenten einer fachübergreifenden Analyse zu unterziehen“, so Professor Hartmut Weyer, Direktor des Instituts für deutsches und internationales Berg- und Energierecht der TU Clausthal und Koordinator des Forschungsbereichs Energierecht am EFZN. Damit fügt sich die Tagung hervorragend in die Arbeit des EFZN ein, das besonderes Gewicht auf eine fachübergreifende Problembetrachtung legt.

Die freigegebenen Vorträge finden sie hier.

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